205 Jahre Fassbinderei Eiletz:
Seniorchef Simon erzählt
Im Herbst feiert Simon Eiletz seinen 90er. 1987 übernahm er den elterlichen Betrieb, der vor 205 Jahren gegründet wurde. Die nächste Generation steht parat.
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Drei Generationen Eiletz: Erwin, Simon und Simon
Bettina Reiter
16. März 2024,
12:00 Uhr
Gespannt öffnen wir die Türe zur Werkstatt der Fassbinderei Eiletz in der Seckauer Straße in Knittelfeld. Ein unnachahmliches Duftgemisch von Laubholz und Leim steigt uns in die Nase. Nicht zu überhören ist das Surren der großen Kreissäge. Drei Generationen Fassbinder sind bei der Arbeit, es bewegt sich etwas. Schnell noch ein Foto und dann plaudern wir gemütlich mit Seniorenchef Simon über die 205-jährige Geschichte des Betriebs.
Begonnen hat alles in Mureck in der Südoststeiermark. Dort gründete Simon Eiletz, der Erste, im Jahr 1819 eine Fassbinderei – wie uns Simon Eiletz, der Fünfte, stolz erzählt. Fassbinder oder Binder ist ein alter, aber auch aussterbender Beruf. Österreichweit gibt es nur noch circa 40 Betriebe.
Fassbinder auf der Walz
Wie in Deutschland die Zimmerer, so gingen in Österreich die Fassbinder auf die Walz, auch Eiletz‘ 1881 geborener Großvater. 1901, als ihm das Geld ausging, kam er nach Knittelfeld, wo er Arbeit fand. Hier gefiel es ihm und seither befindet sich die Fassbinderei in der Knittelfelder Seckauerstraße.
Fleißig wurde gearbeitet, dann kam der Erste Weltkrieg. 1914 musste der damalige Chef einrücken, in diesem Jahr kam auch Simon Eiletz, der Vierte, zur Welt. Auch er musste 1939 im Zweiten Weltkrieg an die Front, der Betrieb wurde von den Daheimgebliebenen weitergeführt. Zwischenzeitlich war auch schon der heutige Seniorchef geboren, der 1948 mit der Fassbinderlehre begann und heuer seinen 90. Geburtstag feiern wird.
Nachfrage stieg
Es waren schwere und entbehrungsreiche Nachkriegszeiten. Fässer waren laut Eiletz Mangelware und so habe man einige Arbeiter beschäftigt, um nur mit Hobelmaschine und Bandsäge der immensen Nachfrage gerecht zu werden. „Gleichzeitig benötigte der Betrieb mehr Lagerkapazitäten und es wurden nach und nach Realitäten in der Nachbarschaft dazugekauft“, erzählt der Seniorchef.
Durch harte Arbeit, guten Familienzusammenhalt und Sparsamkeit.
Simon Eiletz auf die Frage, wie der Betrieb so lange überlebt hat
1960 heiratete Eiletz seine jetzige Ehefrau, 1987 übernahm er die Firma. Seit 24 Jahren leitet Sohn Erwin, der auch Berufsgruppensprecher der österreichischen Holzgestalter ist, die Firmengeschicke.
Runder Geburtstag
Wie es gelungen ist, dass der Betrieb so lange überlebt hat? „Durch harte Arbeit, guten Familienzusammenhalt und Sparsamkeit.“ Eiletz arbeitet auch heute noch gerne und täglich, außer am Sonntagvormittag. Bis vor fünf Jahren ging Eiletz noch seinem Hobby und Ausgleich, dem Tischtennisspielen nach, aber das kranke Bein lässt das nicht mehr zu. Der (Un)Ruheständler freut sich auf seinen runden Geburtstag im Herbst, seine ganz große Freude ist jedoch der 23-jährige Enkel Simon. Er wird als gelernter Fassbinder und Tischler den Familienbetrieb in siebter Generation weiterführen.
Fassbinderei in Knittelfeld | Seniorchef Simon Eiletz steht noch täglich im Betrieb
Fassbinderei in Knittelfeld